„Kunst ist schön. Macht aber viel Arbeit!“,

 

sagte einstens schon der berühmte Komiker Karl Valentin. Und wie recht er doch hatte, das wurde uns bei unserer Führung durch die Württembergischen Staatstheater Stuttgart (WST) dann ganz schnell deutlich.

 

Doch der Reihe nach: Wie sehr sich viele unserer ehemaligen Kolleginnen und Kollegen nach der langen Corona-Pause wieder auf die Aktivitäten unseres ASP-Teams freuten, zeigte sich an der hohen Zahl der Anmeldungen für die von Kollegin Anne Tschürtz geplante und organisierte Führung durch das Staatstheater in Stuttgart. Und so konnten leider auch nicht alle eingegangenen Anmeldungen berücksichtigt werden, da nur 40 Teilnehmer*innen für die Führung möglich waren.

 

So trafen sich denn die meisten dieser 40 Teilnehmer*innen am 4. April schon etliche Zeit vor 11.00 Uhr am Ludwigsburger Bahnhof und waren voller Vorfreude auf das Wiedersehen. „Das ist aber schön, dass Du auch wieder mit dabei bist!“ war denn auch oft bei der Begrüßung untereinander zu hören, und die Freude war in den Gesichtern deutlich abzulesen. Und alle waren wir schon sehr gespannt, was uns bei dieser Führung wohl geboten würde. Um es vorweg zu sagen: unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

 

Mit der S-Bahn ging es dann bis Stuttgart - Stadtmitte, und nach einem kurzen Fußweg erreichten wir auch schon Carls Brauhaus am Schlossplatz. Und so, wie es auf dessen Homepage geschrieben steht: „…bester Service und Qualität sind Ihnen versichert“, so durften wir es auch genießen. Kurz um: Speisen und Getränke haben bestens gemundet und wir haben das schöne Flair der Gaststube dabei genossen. So gestärkt und bester Laune gingen wir dann noch den kurzen Weg zum oberen Schlossgarten und zum Opernhaus Stuttgart. Dort wurden wir schon von unseren beiden Führern, den Herren Jürgen Dubsky und Christoph Kolossa erwartet. Beide begrüßten uns herzlich, und ruck-zuck hatte sich unsere Gruppe schon zweigeteilt. Ich selbst nahm an der Führung mit Christoph Kolossa teil, und kann daher auch nur aus dieser Sicht berichten.

 

Herr Kolossa hieß uns noch einmal herzlich willkommen und machte uns auf das Fotografier Verbot im Opernhaus aufmerksam. Danach vermittelte er uns einen kurzen Überblick über das größte Drei-Sparten-Theater Europas, welches heute für Oper, Ballett und Schauspiel genutzt wird. Ich will hier nicht auf die Geschichte dieses Theaterbaues eingehen, der schon bei seiner Eröffnung im Jahre 1912 als einmalig in Europa galt. Nähere Informationen können ja im Internet jederzeit nachgelesen werden, zum Beispiel in einem Artikel des Stadtlexikons Stuttgart.

 

Mit spürbarem Stolz berichtete uns Christoph Kolossa dann, dass sich an über 300 Abenden im Jahr der Vorhang an den Staatstheatern für Oper, Ballett oder Schauspiel hebt. So werden im Opernhaus pro Spielzeit ca. 160 Oper- und etwa 80 Ballettvorstellungen im Repertoirebetrieb gespielt. Wobei der Repertoirebetrieb bedingt, überwiegend mit einem fest engagierten Ensemble zu arbeiten. Dadurch wird auch das unverwechselbare künstlerische Profil des Hauses geprägt.

 

Wenn sich abends der Vorhang hebt, stehen danach die Künstler im Rampenlicht und genießen den Beifall des Publikums. Doch wer von uns hat sich dabei schon einmal Gedanken darüber gemacht, was alles erforderlich ist, um eine große und wirkungsvolle Bühnenproduktion zu erstellen? Und wir sind schon sehr erstaunt, als wir erfahren, dass die Staatstheater 1.400 Mitarbeiter*innen haben. Da stellt sich natürlich die Frage, was machen denn die alle und wo sind diese Mitarbeiter*innen denn alle untergebracht? Ein altes Sprichwort sagt ja auch treffend: „Kulissen geben oft nicht preis, was sich hinter ihnen verbirgt.“ Aber mit Hilfe unseres Führers sollten wir nun bald erfahren, was hinter den Kulissen der Staatstheater passiert. Dabei konnten wir auch einen Blick in einige der vielen Theaterwerkstätten werfen. Denn in diesen zentralen Werkstätten werden die Ausstattungen für alle Spielorte angefertigt.

 

„Das ist unser Heiligstes: die Opernbühne!“, so Herr Kolossa. Und genau da standen wir nun und lauschten seinen Worten. Wir erfahren, dass am Vormittag noch eine Generalprobe stattfand für das Gastspiel heute Abend, jetzt aber gerade Pause ist, und daher einige Kulissen auch noch rumstehen. Auf einen Hinweis aus unserer Gruppe, dass dann aber die Zeit für den ganzen Aufbau doch sehr knapp sei, bestätigt dies der Führer und sagt, dass von 07.00 Uhr morgens bis 23.00 Uhr abends hier ständig was los sei und die Mitarbeiter in zwei Schichten arbeiten würden. Die Frühschicht kommt um 07.00 Uhr, baut auf für die Probe um 10.00 Uhr. Diese dauert dann ca. 3 Stunden und danach muss wieder abgebaut werden. Die Spätschicht baut dann das Bühnenbild für die Abendvorstellung auf. Dann muss noch eingeleuchtet werden und die Videoprojektion und die Toneinstellungen müssen getestet werden. Um 19.00 Uhr beginnen meistens die Vorstellungen und sind so ca. um 22.00 Uhr zu Ende. Jetzt steht noch eine Stunde Zeit zur Verfügung, um alles wieder wegzuräumen. Am nächsten Morgen geht es dann so wieder weiter. Und wir erfahren, dass hier auf der Opernbühne ca. 250-mal im Jahr gespielt wird.

 

Auf die Anmerkung aus unserem Kreis, dass die Opernbühne sehr groß sei (nicht jeder von uns stand ja schon einmal auf einer Opernbühne), meint unser Führer jedoch, dass diese Bühne für ein Opernhaus eher nur durchschnittlich groß ist. Als Beispiel nennt er die Staatsoper in München, deren Bühne deutlich größer sei.

 

Dabei kamen wir dann auch auf das Thema Sanierung zu sprechen, welches die Staatstheater ja nun schon einige Jahre beschäftigt. So erfahren wir, dass es neben dieser Hauptbühne, auf welcher wir gerade stehen, noch Seiten- und Hinterbühnen gibt, die jedoch alle inzwischen ebenfalls viel zu klein sind. Dadurch können die erforderlichen Bühnenaufbauten auch nicht nur einmal aufgebaut, zur Seite geschoben und bei Bedarf durch die schwarzen Gassen, die wir links und rechts sehen, rein- bzw. rausgeschoben werden. Stattdessen muss jedes Bühnenbild für die Probe - und später für die Vorstellung - hier auf der Bühne auf- und immer wieder abgebaut werden. Dabei muss dann alles durch den Durchgang mit 2 Meter passen, den es seit 1912 gibt. Dies war damals wohl ausreichend. „Heute ist das jedoch anders!“, so unser Führer und lenkt unsere Blicke auf ein hinten stehendes Zimmerobjekt, welches für einen Akt im Siegfried benötigt wird. In diesem Stück hat jeder Akt ein eigenes Bühnenbild, was natürlich alles einer guten Vorbereitung bedarf.

 

Dazu benutzt man also diese Seitentribünen sowie den Bühnenturm über uns, der 25 Meter hoch ist und den meisten von uns bis dahin noch gar nicht aufgefallen ist. In diesem hängen dann die großen Stoffprospekte, die Plafonds, aber auch die Scheinwerfer. Und wir erfahren, dass pro Vorstellung ca. 200 – 250 Scheinwerfer benötigt werden, damit jenes Licht erzeugt werden kann, in welchem die Szene gerade spielt, also z.B. Morgenrot, Mittagssonne oder Abendrot.

 

Dem Blick nach oben folgte nun der Blick nach unten, und wir erfahren, dass wir hier nicht einfach nur auf einem Brett stehen, sondern auf 6 Podesten, die alle beweglich sind. Und auch eine Klappe gibt es, die – wenn man sie wegmacht – eine Versenkung freigibt, welche 9 Meter tief ist. Dann wird unser Blick wieder nach oben in den Zuschauerraum gelenkt, wo inzwischen die zweite Gruppe von uns Platz genommen hat. Aber nicht uns galt deren Aufmerksamkeit, sondern natürlich ihrem Führer, Herrn Jürgen Dubsky.

 

Doch zurück zu uns auf der Bühne: Vor uns, tiefer gelegen, der schwarz ausgelegte Orchestergraben. Einige von uns haben sich bestimmt schon gefragt, warum sich dort in Richtung Zuschauerränge so ein großer weißer Fleck befindet. Die Erklärung von Herrn Kolossa „leuchtet“ uns ein: Da der Dirigent ja schwarze Kleidung trägt, und die Scheinwerfer dann auf die Sänger*innen gerichtet sind, würden diese den Dirigenten nicht sehen, da sich dann Schwarz mit Schwarz vermischen würde. Und wir erfahren auch noch, dass der Dirigent ja gefilmt wird und verschiedene Monitore angebracht sind, auf welche die Sänger*innen blicken können, um nicht ständig nach unten schauen zu müssen. Ja, unser Erstaunen wird immer größer!

 

Weiters erfahren wir, dass, wenn Ballett aufgeführt wird, ein anderer Boden erforderlich ist. Dann kommen hier elastische Schwingböden-Klappen auf die Bühnenfläche. Darüber kommt dann ein Tanzteppich. Das sind PVC-Rollen in einer Farbe, die werden zusammengeklebt und anschließend mit Spiritus sauber gemacht. „Warum Spiritus und nicht Seifenlauge?“ war hier die Frage des Führers an uns, die jedoch von den Hausfrauen aus unserer Gruppe klar beantwortet werden konnte: „Wegen der Rutschgefahr!“. Spiritus verschwindet komplett. Natürlich auch wieder ein extra Aufwand für die Bühnenmannschaft, die das alles aufbaut. Und wir erfahren noch, dass es auch eine Drehscheibe gibt, mit welcher das Bühnenbild gewechselt werden kann. Was insgesamt benötigt wird, würde immer der Regisseur in Absprache mit dem Bühnenbildner entscheiden.

 

Die nächste Überraschung für viele von uns: Bullaugen an der Wand! Nein, wir sind hier nicht auf einem Schiff. Aus diesen Bullaugen an der Wand von der Loge wird der jeweilige Bühnentitel projiziert. Da in der Oper ja in der Regel alles original gesungen wird, also z.B. auch in Italienisch, in Tschechisch, ja sogar in Russisch, und nicht alle Zuschauer diese Sprachen beherrschen, können diese anhand der projizierten Texte somit nachvollziehen, was der Sänger oder die Sängerin gerade singen.

 

Apropos singen: In der Mitte des Orchestergrabens sahen wir ja auch noch einen schwarzen „Würfel“. Welchen Zweck dieser wohl erfüllt? Nun, sagen wir mal so: Er ist das „Zuhause“ der Souffleuse. Da sitzt die Souffleuse drin und sagt die ganze Zeit immer den Anfang einer neuen Zeile auf. Oder wie es die Schweizer Lyrikerin Brigitte Fuchs als Bonmot einmal so ausdrückte: „Es sagte die Souffleuse zum Schauspieler: Du wirst von mir hören…“.  Und auf die Frage von uns, ob das denn die Zuschauer nicht hören würden, weist uns Christoph Kolossa darauf hin, dass hinter der Souffleuse ja das Orchester sitzt. Dieses spiele ja in Richtung Publikum, während die Souffleuse in Richtung Bühne spreche. Und wir erfahren noch, dass die Souffleuse schon während der ganzen Proben dabei ist und sich dabei bereits die schwierigen Stellen merkt oder markiert. Wobei sie ja diese Texte in der jeweiligen Sprache lesen und sprechen muss. Durchaus eine sehr hohe Anforderung!

 

„Nach dem letzten Gong wird nichts mehr ausgeschenkt!“ – Diesen Hinweis gab es jetzt nicht auf der Bühne, sondern den konnten wir im Foyer lesen. Oder wie es unser Führer ausdrückte: „Die Pausen sind kurz – aber die Schlange der Gäste lang!“. Und damit waren wir inzwischen im Böhm-Pavillon angelangt. Hier hat Gottfried Böhm, einer der großen, expressiven Architekten Deutschlands, mit dem Kuppelbau zwischen Opernhaus und Verwaltungstrakt 1984 ein Schmuckstück geschaffen. Doch inzwischen ist dieser Pavillon für den immensen Pausenansturm des Publikums ebenfalls viel zu klein. Aus diesem Grund gab uns Christoph Kolossa den dringenden Rat, wenn wir in der Pause einer Aufführung etwas zu uns nehmen möchten, dann dies unbedingt vorzubestellen, was heute ja auch schon online möglich ist. Denn wir wissen ja jetzt: „Nach dem letzten Gong…“.

 

Doch wir machten jetzt keine Pause, sondern warfen als nächstes einen Blick in die Kostümabteilung, und zwar in eine kleinere Werkstatt in der Modisterei, die für alle Sparten und nicht nur für die Oper zuständig ist. Deren Schwerpunkt ist die Herstellung von Kopfbedeckungen. Hier wird vom Party-Hut bis zur Nonnenhaube alles selbst hergestellt, wobei das Grundmaterial hierfür meistens Filz oder Stroh ist. Und wir können dabei der Auszubildenden Klara bei ihrer Arbeit zusehen. Die junge Dame erklärt uns, welche Fertigungsschritte sie gerade macht und beantwortet bereitwillig weitere Fragen von uns. In diesem Zusammenhang erfahren wir auch, dass es im gesamten Haus 16 verschiedene Ausbildungsberufe gibt!

 

Und wir erfahren dann auch noch, dass es bei der Herstellung von diesen Kopfbedeckungen hohe Anforderungen gibt. So muss diese ja immer festsitzen, vor allem auch bei den Pirouetten beim Ballett. Und die Kopfbedeckungen dürfen auch das Gesicht der Schauspieler*innen nicht bedecken, damit das Publikum die Mimik erkennen kann, und auch das gute Hören darf nicht eingeschränkt sein. Bestes Beispiel hierfür sind die Nonnenhauben, bei denen die Ohren ja mit 3 Lagen Stoff bedeckt sind. Dieser ist allerdings durchlässig, aber das sieht man als Zuschauer nicht. Und wichtig ist ebenfalls, dass der Kiefer frei ist, damit die Schauspieler*innen den richtigen Ton bilden können. Uns wird bei diesen Informationen bewusst, welch große Herausforderung das für die Kostümbildner*innen und Modistinnen bedeutet!

 

Auf unsere Frage, ob die Mitarbeiter*innen hier unter großem Zeitdruck stehen, erfahren wir, dass zum Teil ein Vorlauf über längere Zeit nötig ist. Als Beispiel wird uns das Stück „Nussknacker“ genannt, wo ja quasi alle Darsteller*innen eine Kopfbedeckung aufhaben. Hier begann die Produktion dann schon 2 Jahre im Voraus.

 

In diesem Zusammenhang erhielten wir auch noch den Hinweis, dass hier im Haus sehr darauf geachtet wird, dass alles, was für eine Aufführung benötigt wird, auch wiederverwendet werden kann, bzw. bei Bedarf einfach umgearbeitet wird. Falls jedoch etwas absolut nicht mehr gebraucht würde, erfolgt eine Nachfrage bei anderen Theatern oder auch beim Fernsehen. Außerdem gibt es immer am ersten Samstag im Monat einen Kostümverkauf im Zentrallager, bei dem man auch als „normaler Mensch“ Kleidungsstücke erwerben kann.

 

Dann ging es über das Treppenhaus weiter in eine der Schneidereien. Davon gibt es 6 Stück. Vier davon fertigen die neuen Kostüme, eine kümmert sich um Ausbesserungen oder Umgestaltungen, und dann gibt es noch eine Ausbildungsschneiderei für die Herren- und Damenschneiderei.

 

Schneidern diese Damen und Herren einfach so drauf los oder wie gestaltet sich hier die Vorgehensweise? Wie uns gesagt wird, ist das, was man vom Kostümbildner bekomme, sehr unterschiedlich. Das sind Figurinen, also ein gezeichneter oder modellierter Kostüm- oder Modeentwurf.

 

Dies kann einfach etwas aus einem Katalog sein, oder eine Zeichnung, oder wie hier an der Puppe: etwas, was am Rechner entstanden ist. Der Gewandmeister muss dann daraus das Schnittmuster machen. Unsere Kolleginnen schauen bei diesen Ausführungen noch etwas irritiert. Doch auf die Frage, was dazu aber unbedingt notwendig sei, kam spontan die Antwort unserer Kolleginnen: natürlich die entsprechenden Körpermaße! Wir erfahren nun, dass es von jedem Darsteller so 30-40 Zahlen auf einem DIN A4 Zettel gibt, natürlich immer aktuell! Dann muss der entsprechende Stoff dazu ausgesucht werden und danach wird in der Schneiderei mit Hand oder mit der Nähmaschine das Kostüm geschneidert. Natürlich gibt es noch eine Anprobe, wo die Schauspieler*innen vor allem prüfen, ob sie in diesem Kostüm auch alle erforderlichen Bewegungen machen können. Auch hier etwas Zeitdruck, denn 10 Tage vor der Premiere muss alles fertig sein. Und natürlich spielt auch das Budget eine nicht unerhebliche Rolle. So erfahren wir, dass eine Halskrause auch schon mal aus Tortenbodenpapier gefertigt wird. Was bei uns natürlich ein Schmunzeln hervor rief.

 

Die nächste Station unserer Führung war dann der Mal-Saal, oder wie Herr Kolossa meinte, sein Lieblingsort. Hier wird dann alles weiterbearbeitet, was vorher schon in den Basis-Werkstätten wie der Schreinerei oder der Schlosserei vorgefertigt wurde.

 

Wir blicken nach unten auf ein Bild, welches von einem Auszubildenden angefertigt wurde. Rechts daneben eine kleine Vorlage, von welcher aus er dann das große Bild mit Rastertechnik übertragen hat. Haben Sie schon einmal mit einem Bambusstab und Holzkohle gezeichnet? Nein? Aber wie wir erfahren, erfolgt dies hier. Mit einem langem Bambusstab mit Holzkohle wird erst einmal die Zeichnung gefertigt. Später werden dann die Farbe und noch die jeweiligen Materialimitationen (z.B. Moos, Rost, Marmor oder ähnliches) ebenfalls nur mit Farbe angebracht. Man muss außerdem auch Natur imitieren können, wie wir uns anhand des Bildes mit Wolke und Blitz an der Wand überzeugen können. Es folgt noch ein Hinweis auf die Schläuche an der Decke. Damit wird unter Druck die Sprühfarbe aufgebracht. Und ohne Farbe ist es quasi der „Radiergummi“, der von der Zeichnung die Holzkohle wieder wegbläst. Als unsere Blicke über die kleineren Bilder streifen, die hier an der Wand hängen, erfahren wir, dass dies überwiegend Abschlussarbeiten der Auszubildenden sind. Wow! Diese müssen unter anderem auch historische Malstile interpretieren können.  Am Bild mit dem Hund von Prinz Albert und Königin Victoria wird dies deutlich.

 

Sehr interessant auch die nächste Station mit der Bildhauerei. Dort wird alles geschaffen, was dreidimensional sein muss. Wobei das Grundmaterial i.d.R. Styropor ist. So bekommt der Bildhauer zunächst ein Foto, das hat er in ein kleines Modell übersetzt und anhand von diesem bearbeitet er jetzt diesen großen Styroporblock. Jetzt wird u.U. zunächst mit der Kettensäge und mit großen Messern gearbeitet. Danach wird dann alles immer feiner, bevor es noch mit der Drahtbürste gerundet wird. Anschließend kommt so eine Art Pappmaschee darauf, wie wir gerade verfolgen können. Im nächsten Schritt wird es grundiert und am Ende kommt dann noch die Farbe darauf.

 

Eine Kollegin erkundigt sich nach der großen Maske mit den Schlangen im Haar, die dort im Raum liegt. Doch bevor wir eine Antwort erhalten, will unser Führer von uns erst einmal wissen, ob wir erkennen, um welche Maske es sich hier wohl handelt. Spontan kommt aus unserer Gruppe die Antwort: „Medusa!“. „Richtig!“ lautet erfreut die Antwort von Christoph Kolossa, der uns dann erzählt, dass diese Maske für das Stück „forecast:ödipus“ benötigt wird. Und wieder erfahren wir eine weitere interessante Information: denn mit diesem großen Medusa-Gesicht passiert anschließend Folgendes: Die Augen erhalten noch Scheinwerfer, die dann leuchten. Zusätzlich werden außerdem noch Kanäle gelegt, aus denen später dann das Theaterblut herausläuft.

 

„Jetzt fahren wir endlich Aufzug, auch wenn’s nur nach unten geht!“, so der fröhlich klingende Hinweis unseres Führers. Aber auch da staunen wir zunächst: Maximal 46 Personen! Der Aufzug hat 9 Meter Innenraum, weil die Bühnenbilder 8 Meter Ausmaß haben. Damit wird uns die Dimension des Aufzuges klar. Doch bei der Station, wo wir wieder aussteigen, stutzen wir dann doch etwas, als uns nämlich gesagt wird, dass wir uns nun in der „Stallgasse“ befinden würden. Nein, hier sind keine Pferde oder andere Tiere untergebracht. Diese „Stallgasse“ hat eine Länge von 100 Meter und verbindet Schauspielhaus und Opernbühne. Hier steht alles, was im Moment auf der Bühne für die Proben und Aufführungen benötigt wird, zum Beispiel für das Osterprogramm mit dem Ring.

 

Und wer von uns kennt aus der Zeit mit seinen Kindern oder Enkelkindern nicht die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz? Wieso ich das frage?  Nun wir sehen gerade, wie sich hier ein Mitarbeiter mit Vorhängen beschäftigt und erfahren von Herrn Kolossa, dass der Komponist Sebastian Schwab Otfried Preußlers hinreißende Geschichte für das Ensemble der Staatsoper Stuttgart als Singspiel neu komponiert hat– samt Kaffeemühle und natürlich auch mit 7 Messern. Dabei gibt es dann für jede Szene immer wieder einen neuen Vorhang, der sich dann öffnet.

 

Als nächstes kommen wir an der Laderampe vorbei und an dem Bühnenwagen mit 8 m Länge. Wie wir erfahren, wird hier bei Bedarf alles immer eingeladen und weggefahren. Zum Beispiel, wenn das Ensemble Gastspiele in anderen Ländern gibt, z.B. das Stuttgarter-Ballett. Dann wird hier alles Benötigte aufgeladen, zum Hafen gebracht, dort auf das Schiff geladen, und letztlich am Zielort geprüft, ob alles in Ordnung ist. Wie Christoph Kolossa nicht ohne Stolz bemerkt, ist es ja schon eine große Ehre, für Gastspiele nach Japan, Südamerika oder auch in den Oman eingeladen zu werden. Und nach der Aufführung dort geht die ganze Ausstattung dann wieder auf die gleiche Weise zurück.

 

Auch wir sind inzwischen wieder zurück an unserem Ausgangspunkt und erhalten noch kurz einen Hinweis auf das Stück, welches an diesem Abend gespielt wird: „Der Klang der Offenbarung des Göttlichen“. – Nun auch wir haben Dank unseres Führers, Herrn Christoph Kolossa, eine überwältigende Offenbarung darüber erlebt, was sich hinter den Kulissen dieses Theaters abspielt. Kollegin Anne Tschürtz, die Organisatorin dieses Events, bedankte sich denn auch mit herzlichen Worten bei Herrn Kolossa für dessen sehr interessante und kompetente Führung, die er noch dazu in einer sehr angenehmen und lockeren Form durchgeführt hatte.

 

Und eine weitere, aber schon oft gemachte Offenbarung für uns war aufs Neue, welch großes Glück wir doch haben, dass es unser ASP-Team mit seinen engagierten, einfallsreichen und kreativen Mitgliedern gibt. So gilt Anne Tschürtz ein ganz dickes Lob und unser herzliches Dankeschön für die Organisation und reibungslose Durchführung dieses tollen Tages. Die Gespräche über das Erlebte und Gesehene begleiteten uns noch auf dem gesamten Rückweg zum Bahnhof und anschließend im Zug. So war es denn auch kein Wunder, dass beim späteren Auseinandergehen und gegenseitigem Verabschieden oft gefragt wurde: „Bist Du (oder sind Sie) beim nächsten Mal auch wieder mit dabei?“ Und die Antwort der Kollegen*innen war dann meistens: „Na klar!“. Oder wie ich stets sage:

 

                             „Mit unserm ASP isch’s halt immer schee!“

 

Text: Horst Neidhart                                                                                              Gestaltung: Rolf Omasreither                                                                                                  Fotos: Petra Benub, Horst Neidhart, Rolf Omasreither

 

„Mit Musik geht alles besser…“ so der Titel eines unvergessenen Schlagers, den Rudi Schuricke schon 1943 sang, um den Menschen damit Mut zu machen. Nun, mutig waren wir, die 28 ehemaligen Kolleginnen und Kollegen auch, als wir uns für die lange Version der Wanderung im Bottwartal anmeldeten. Und wie immer beim Wiedersehen war die Freude bei allen groß, als sich die Teilnehmenden am Parkplatz der Harzberghalle in Großbottwar untereinander herzlich begrüßten. „Schee, dass du au wieder mit dabei bisch!“ hörte man da oft, und in den Gesichtern war diese Freude auch zu sehen. Uli Bertsch, der zusammen mit Axel Fink diese Wanderung geplant und organisiert hatte, freute sich ebenfalls über die hohe Zahl der Anmeldungen und begrüßte uns alle sehr herzlich.

 

Um 10.15 Uhr setzten wir uns dann in Bewegung und folgten unserer Kollegin Annegret Ebinger, die sich spontan angeboten hatte, mit uns eine „kleine Stadtführung“ zu machen. Vom Parkplatz in die Stadt war es ja nur ein kurzes Wegstück. Bald kamen wir an der Eselsmühle vorbei. Zwar lädt das dort platzierte „Schwätz`Bänkle“ zum Verweilen ein, aber das kam für uns natürlich nicht in Frage. Denn „schwätzen“ konnten wir ja auch beim Wandern. Trotzdem lohnte es sich im Vorbeigehen einen Blick auf das imposante Bauwerk zu werfen, wo wir über dem Türstock zum Mühlenladen die in Stein gehauene Jahreszahl 1832 erblicken konnten. Und in der Karlstraße 7 wurde anhand des vor dem Haus angebrachten Schnitz-Kunstwerkes deutlich, dass der Weinbau hier bereits früher eine sehr große Bedeutung hatte. In der nächsten schmalen Gasse vor der alten Stadtmauer, der Türlensgasse, erfahren wir, dass diese Häuser aufgrund des sumpfigen Untergrundes auf eingerammten Holzpfählen gebaut wurden und keine Keller besitzen. Und dann kam die Überraschung, nein nicht mit Rudi Schuricke, sondern in der Person von Tilman Schwuch, der uns zufällig entgegen kam.

 

Für Annegret Ebinger und unsere beiden Kollegen Uli Bertsch und Axel Fink anscheinend kein Unbekannter, das merkten wir an der herzlichen Begrüßung. Dabei erfuhren wir, dass wir hier einem stadtbekannten Musiker begegnet sind, der auf Bitten unserer Kollegin bereit war, sein Akkordeon aus dem Haus zu holen und uns ein kleines Ständchen darzubringen. Ganz nach dem oben genannten Motto: „Mit Musik geht alles besser!“. Ein herzlicher Applaus war unser Dank für diese spontane und gelungene Überraschung. Auch an dieser Stelle nochmal ein herzliches Danke schön an Herrn Schwuch.

 

Beschwingt ging’s für uns nun im Gänsemarsch weiter durch eine ganz enge Gasse bis zum Rathaus mit seinem wunderbaren Fachwerk.  Neben dem Fachwerk besonders sehenswert die Rathausuhr, die 1776 eingebaut wurde. Schade, dass es bis zur nächsten vollen Stunde noch über eine halbe Stunde gedauert hätte, sonst hätten wir sehen können, wie der Storch (das Großbottwarer Wappentier) dann nickt, ganz so, als ob er mit der angezeigten Zeit einverstanden sei.

 

Dafür konnten wir unseren Blick auf eines der ältesten Fachwerkhäuser des Kreises Ludwigsburg richten, auf die Stadtschänke. Die vermutlich 1434 erbaut wurde und in all den vielen Jahrhunderten allen Feuerbrünsten, Kriegen und sonstigen Unbilden widerstanden hat. Interessant ist hier zu sehen, wie das sogenannte Oberdeutsche Fachwerk bei jedem Stockwerk ein Stück hervor kragt. Damit konnte quasi die Grundfläche jedes Mal vergrößert werden.

 

Und auch bis zum nächsten Wahrzeichen von Großbottwar, dem „Schiefen Haus“ waren es nur ein paar Schritte. Dieses typische Weingärtner-Haus steht an der spitzwinklig zulaufenden Ecke Lange Gasse/Zehntgasse. An einem der Kragensteine kann man gut die Jahreszahl 1542 erkennen. Wie uns Kollege Uli Bertsch hier berichtete, wurde zur damaligen Zeit beinahe das fünffache der heutigen Rebfläche (heute insgesamt 220 ha) bewirtschaftet, womit der Weinbau der Wirtschaftszweig Nr. 1 war. Ein Schmunzeln löste bei uns dann sein Hinweis aus, dass der damalige jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei fast 120 Liter Wein lag. Und schmunzelnd verließen wir die Kernstadt durch einen Torbogen in der alten Stadtmauer und überquerten die Bottwar. Der Weg führte uns nun an Streuobstwiesen und Feldern vorbei in Richtung Harzberg.  Unterwegs fiel uns ein Schild mit den beiden Zahlen 8 und 9 auf. Uli Bertsch klärte uns dann auf, dass wir hier an der früheren Strecke der Bottwartalbahn stünden, und zwar genau bei Kilometer 8,9 nach Marbach.

 

Von jetzt an ging es zügig weiter, und wir mussten dabei auch die ersten Höhenmeter bewältigen. Sprich: das Wechselspiel zwischen Auf und Ab bei dieser Wanderung begann. Und jetzt machte sich bei uns auch die Freude darüber bemerkbar, dass wir im Gegensatz zum gestrigen Tag heute nun ein super Wanderwetter hatten. Höchstwahrscheinlich haben das unsere beiden Wanderführer extra so für uns bestellt. Nicht zu warm, nicht schwül, und immer wieder etwas frischen Wind. So konnten wir auch flott voranschreiten. Unser Ziel war nun der Harzberg.

 

Es dauerte auch nicht mehr lang, und wir waren am ersten Streckenziel, dem schmucken Harzberg-Häusle angelangt. Es ist kurz nach 11.00 Uhr und eine kurze Pause tut ganz gut, um einen kleinen Schluck zu trinken oder sich den ersten Schweiß von der Stirne zu wischen. Vor allem aber auch, um in Ruhe den Ausblick über das weitläufige Bottwartal zu genießen. Auch wenn heute die Fernsicht nicht ganz so gut ist, können wir im Norden doch den Wunnenstein, den Köchersberg und Forstberg sehen. Etwas im Hintergrund und Dunst erkennen wir zudem den Helfenberg mit seiner Burgruine sowie den Wartberg mit der Burg Hohenbeilstein.  Und ganz rechts eines unserer nächsten Ziele: die Burg Lichtenberg. Aber auch das Windrad von Ingersheim können wir in der anderen Blickrichtung gut erkennen.

 

Ach ja, da fällt mir dann auch noch der Spruch von den Bottwartaler Winzern ein, der da lautet: „Man sieht ihn nicht, man spürt ihn nicht.“ Gemeint ist der 49. Breitengrad, der genau hier am Harzberg verläuft. Und damit liegt der Harzberg auf der gleichen geografischen Höhe wie Regensburg an der Donau, Vancouver in British Columbia oder Epernay in der Champagne. Doch das nur am Rande, denn unsere Pause ist zu Ende und es geht wieder weiter.

 

Vom Asphalt wechselt es jetzt in einen schmalen, sehr fußfreundlichen Waldpfad. Nach einiger Zeit haben wir noch einmal einen schönen Ausblick auf den Wunnenstein, Köchersberg und Forstberg. Das frische Maiengrün der Bäume tut der Seele richtig gut und wir genießen diesen Wegabschnitt. Einfach einmal kurz still sein und eins zu werden mit der Natur. Nun dauert es nicht mehr allzu lange und wir sind kurz vor Neuwirtshaus und zwar am Vereinsheim des Hundesportvereins Großbottwar, der hier Untermieter beim Boxer Club Oberstenfeld – Boxerhundefreunde Bottwartal und Umgebung e.V. ist. Und wie der Verein auf seiner Homepage schreibt, ist dort alles, was man für ein gemütliches Zusammensitzen nach einem anstrengenden Training braucht. Na also, betrachten wir doch unsere bisherige Wanderung einfach auch als Training und nehmen jetzt gemütlich Platz.

 

Kaum dass einige der vorhandenen Tische und Bänke aufgestellt waren, kam ein PKW angefahren, der uns doch schon von einer früheren Wanderung bekannt vorkam. Und dem Fahrzeug entstiegen die Ehefrauen unserer Wanderführer: Frau Sigrid Bertsch und Frau Heide Fink. Wir konnten nur staunen, was die beiden Damen mit Hilfe ihrer Ehemänner so aus dem Kofferraum ihres Autos ausluden. Der Tisch reichte ja kaum aus, um all die Leckereien zu platzieren, die für uns als Stärkung gedacht waren. Da gab es Butterbrezeln und zweierlei Hefezopf. Lecker, lecker, lecker! Und dazu auch noch diverse Getränke. Ganz ehrlich: da griffen wir doch gerne zu und ließen es uns schmecken. Ich kann nur sagen, die Überraschung ist gelungen und den beiden Damen gebührt unser herzlichster Dank!

 

Doch wie heißt es bei den Alpinisten: Der Berg ruft! Und auch unser „nächster Berg“, der Lichtenberg ruft ebenfalls. Also hurtig wieder alles zusammenräumen, damit wir das Gelände auch ordentlich verlassen. Während Frau Bertsch und Frau Fink sicher noch eine Weile damit beschäftigt sind, alles wieder im Auto zu verstauen, sind wir schon wieder unterwegs zur Burg Lichtenberg. Na ja, sind wir ehrlich, es dauert eine kleine Weile, bis wir wieder einen flotten Schritt draufhaben. Und dies obwohl, oder gerade, weil wir uns so gut gestärkt haben. Doch es geht ja jetzt zunächst weitgehend eben weiter. Erneut haben wir dabei wieder einen tollen Ausblick ins Bottwartal und stellen übereinstimmend fest, in welch schöner Region wir doch leben. Wie schön die Natur ist, wird uns etwas später noch einmal deutlich, als wir kurz vor der Burg rechts den Wiesenhang mit seinen leuchtend bunten Blumen sehen. Wir erfreuen uns an dem Anblick der vielen leuchtend gelb/orangefarbenen Schlafmützchen (Kalifornischer Goldmohn), den blauen Kornblumen und den vielen roten Blüten des langstieligen Inkarnatklees.

 

Doch dann geht unser Blick nach vorne und wir stehen kurz darauf vor der Burg Lichtenberg, eine der ältesten, vollständig erhaltenen staufischen Burganlagen nördlich der Alpen. Zwar wurde die Burg gegen Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigt, doch 1956 grundlegend renoviert. Ein wirklich imposanter Anblick! Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg im Jahre 1197, wobei in einer Urkunde des Markgrafen von Baden ein Albertus von Lichtenberg als Burgherr erwähnt wird. Seit 1483 bis 2019 befand sich die Burg im Besitz der Familie von und zu Weiler. Um den Fortbestand der Burg zu sichern, ging der 89-jährige Baron Burkhard Dietrich Freiherr von und zu Weiler dann eine Partnerschaft mit Christoph Wichmann ein und gründete mit diesem Partner eine GbR. Am 10. Oktober 2022 verstarb der Baron. Leider ist die Burg nicht mehr frei zugänglich. In der Burg gibt es jedoch ein Restaurant, welches nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird. So werden dort beispielsweise sehr gerne Hochzeiten gefeiert, wobei in der Kapelle über dem Torbogen auch Trauungen möglich sind.

 

Zum Lichtenberg gibt es ja auch die nette Geschichte vom wassertragenden Esel. So musste ja die Burg Lichtenberg mit Wasser versorgt werden. Da es aber oben am Berg keine Quelle und damit auch kein Wasser gab, musste das Wasser von einer Quelle in Hof und Lembach geholt werden. Doch war es verständlicherweise sehr schwierig, Eimer mit Wasser den steilen und beschwerlichen Weg hoch zu schleppen. Und so behalf man sich mit einem Esel, der auf jeder seiner Seiten einen Eimer mit Wasser zu tragen bekam, der mit einem Gurt über seinen Rücken befestigt war. So führte also jeden Tag eine Person den Esel ins Tal, füllte dort an der Quelle die Eimer mit Wasser und wieder ging’s dann zurück und hoch zur Burg. Irgendwann hatte der Esel sowohl seine Aufgabe wie auch den Weg gelernt und ging von da an allein zur Quelle, stellte sich dort daneben, wartete bis das Wasser im Eimer überschwappte, drehte sich um, ließ wieder den Eimer volllaufen und trat dann seinen Rückweg an. Dies ging wohl auch lange Zeit gut und alle freuten sich über das schlaue Tier. Von wegen „Du dummer Esel und so…“! Doch o Schreck! Eines Tages kam der Esel nicht mehr zurück und verstarb unterwegs. Die Bewohner der Burg wollten das Tier ehren und haben auf dem Weg am Lichtenberg ein Steinkreuz errichtet. Später bei der Flurbereinigung wurde das Kreuz versetzt und direkt neben die damalige Wasserquelle gesetzt. Und an der Außenwand des damaligen Schulgebäudes sieht man heute noch ein Gemälde, welches an den Wasser tragenden Esel erinnert.

 

Während wir über die große steinerne Brücke mit ihren drei großen Torbögen zur Burg gegangen sind, verlassen wir diese nun über einen schmalen Pfad, der uns durch ein kurzes Waldstück führt, bevor es dann wieder durch den Rebhang hinab geht. Hier gibt’s noch schnell ein Gruppenfoto zur Erinnerung. Bald erreichen wir die Gemeinde Hof und danach den Sauserhof und den großen Geflügelhof der Familie Föll, einen Bauernhof mit über 100-jähriger Familientradition. Hier sorgen tausende Legehennen für täglich frische Eier. Was uns allerdings etwas erstaunt, sind die beiden Alpakas zwischen den Hühnern. Doch Alpakas auf Hühnerfarmen gelten inzwischen schon fast als Geheimtipp, denn sie sind quasi die Wachhunde, die Füchse ebenso verscheuchen wie Raubvögel, die den Hühnern aus der Luft auflauern. Außerdem wirken die Alpakas mit ihrem Wesen sehr beruhigend auf die Hühner. So haben wir wieder etwas Neues dazu gelernt.

 

Wir kommen dann noch an einem Schild vorbei, welches auf den Streit bezüglich des von der AVL geplanten Deponie-Standortes auf den Feldern zwischen Großbottwar und Oberstenfeld hinweist. An einer Wegkreuzung danach bleiben wir kurz stehen, denn für Axel Fink und Uli Bertsch ist dies eine strategisch günstig gelegene Stelle, um hier die „Ampelfrage“ zu stellen. Denn hier gibt es nun die Möglichkeit, die Wanderung auch abzukürzen. Wie uns beide Kollegen sagen, liegen noch rund 2 Stunden Wanderung vor uns, wenn wir noch die Strecke über den Wunnenstein bis zu unserem Ausgangspunkt gehen wollen. Um es kurz zu machen: die Hälfte unserer Wandergruppe entscheidet sich für die mögliche Abkürzung und die andere Hälfte für den Besuch des Wunnensteins. So trennt sich also hier die Gruppe, ohne dass es deshalb zu irgendeiner Eintrübung der guten Stimmung untereinander führt.

 

Für die Einen bedeutet es nun, möglichst flotten Schrittes weiter zu wandern und sich dabei auf die tolle Aussicht vom Wunnenstein Turm zu freuen, während die anderen Kolleginnen und Kollegen sich dafür schon auf die vorgesehene Schluss-Einkehr freuen können. „Also, bis später dann!“ heißt es fröhlich auf beiden Seiten.

 

Mit Blick auf den Köchersberg geht es für die noch Wanderfreudigen unter uns dann weiter. Wobei wir, wenn wir uns kurz umdrehen, noch einmal einen schönen Blick auf die Burg Lichtenberg haben. Nach ca. einer dreiviertel Stunde und teilweise urbanem Weg durch den Wald erreichen wir den Wunnenstein, den berühmtesten Berg dieser Landschaft. Von hier aus haben wir dann erneut einen herrlichen Rundblick ins Bottwartal, den Löwensteiner Bergen, dem Schwäbischen Wald bis hin zum Korber Kopf, der sich im Dunst allerdings nur schwach abzeichnet.

 

Nun stehen wir also am Fuß des 22 m hohen Aussichtsturmes. Und Axel Fink erzählte uns kurz vom „Gleißenden Wolf vom Wunnenstein“, der damals bei einem seiner Kreuzzüge nach Jerusalem das Gelübde ablegte, dass er, wenn er von diesen Schlachten heil zurückkomme, oben auf dem Wunnenstein neben der väterlichen Burg eine Kirche erbauen lasse. Nun, sowohl Burg wie Kapelle sind nicht mehr vorhanden. Wir erfahren jedoch, dass dieser Turm auf dem Fundament des verfallenen Kirchturms der früheren Michaelskirche gebaut wurde. Am Turm können wir noch Buckelquader und mittelalterliche, behauene Steine sehen, die damals zum Bau verwendet wurden. Und dann erfahren wir auch noch etwas über die Sage von der sich im Turm befindlichen Glocke mit dem Namen „Anna-Susanna“, von der man glaubte, dass sie die bösen Wetter vertreibe. Das Volk sang:

 

          Anna Susanna,                                         Tust lieblich erklinga!

          Mußt schweba und hanga                     Wir steiga und singa! 

          Ufem Wünstemer Berg,                          Und komma von fern.

          Mußt läuta und schlaga,                        Du rufst uns den Sega

         Mußt 's Wetter verjaga                           Des Heilands entgega:

         Und hüta das Feld.                                   Di höra wir gern, 

         Anna Susanna!                                         Anna Susanna! 

                                                                                                                            

Sooft Hagelschlag oder Ungewitter die Gegend bedrohten, brachten die umwohnenden Landleute die Glocke zum Schwingen, und ihr tönender Klang schützte die Menschen vor Not und Tod. Davon hörten die Heilbronner und hätten daher die Glocke gern an sich gebracht und auf den Turm von St. Kilian gehängt. Die Stiftsdamen von Oberstenfeld, denen damals der Wunnenstein gehörte, verkauften ihnen endlich die Glocke um schweres Geld. Die Leute in den Dörfern rings um den Berg waren betrübt, als sie davon hörten; die von Heilbronn aber zogen hochbeglückt über ihren Kauf mit der Glocke von dannen. Aber wie erstaunten sie, als die Glocke stumm blieb, da der Mesner von St. Kilian sie zum ersten Mal läuten wollte. Man ließ Geisterbanner kommen, sang und betete; aber es half alles nichts. Die Glocke blieb stumm. Da gerieten der Rat und die Bürgerschaft von Heilbronn in Furcht und Schrecken; einhellig beschlossen sie, die Glocke so schnell als möglich aus der Stadt hinaus und an ihren alten Ort zu bringen. Aber die Glocke war schwer, zwölf Pferde brachten sie kaum vom Fleck. Nun begegnete dem Zug der Heilbronner ein Bauersmann von Winzerhausen. Der freute sich ganz unbändig, als er die geliebte Glocke wieder zu Gesicht bekam, und erbot sich, sie den Städtern abzunehmen und auf den Berg zu führen. Und siehe, das ging so leicht, dass er sie mit seinen zwei Ochsen ganz ohne Mühe den Berg hinaufbrachte. Alles Volk aber war des Jubels voll, als die Glocke dann auf ihrem Turme hing und sie des Schutzes vor Wetternot und Sturmesunbill wieder sicher waren. (Quelle: http://www.lexikus.de/bibliothek/Die-Glocke-von-Wunnenstein).

 

Nachdem wir uns lang genug den Turm von unten betrachtet hatten, wollten wir jetzt aber auch wissen, wie die Aussicht von ganz oben ist. Wie gut, dass Axel Fink den Schlüssel für den Aussichtsturm dabei hatte. Während sich die Einen unten am Vorplatz noch eine kleine Pause gönnten, stiegen die Ersten von uns bereits die 84 Treppenstufen nach oben. Es hat sich gelohnt. Welch herrlicher Rundumblick! Dann erblickten wir das von oben herabhängende Glockenseil, und obwohl kein Schlechtwetter im Anzug war, ließen wir die „Anna-Susanna“ einmal kräftig läuten, quasi als Gruß an unsere Kolleginnen und Kollegen von der „Abkürzungs-Fraktion“. Vielleicht haben sie es ja gehört?! Ach ja, und dann noch schnell ein Foto als Ritter, das musste natürlich auch sein. Übrigens: das Schild mit den 3 Beilen stellt das Schild des „Gleißenden Wolfs“ dar. In dem Gedicht von Ludwig Uhland „Der Überfall auf Wildbad“ wird das dann in zwei Versen so dargestellt:

 

Da kommt ein armer Hirte in atemlosem Lauf:
„Herr Graf! es zieht 'ne Rotte das untre Tal herauf.
Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt,
Daß mir's, wie Wetterleuchten, noch in den Augen beißt.“

 

„Das ist der Wunnensteiner, der gleißend' Wolf genannt, –
Gib mir den Mantel, Knabe! – der Glanz ist mir bekannt,
Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut,
Bind mir das Schwert zur Seite! – der Wolf, der lechzt nach Blut.“

 

Doch wir sind ja harmlose Wanderer, die nach ganz anderen Dingen lechzen. Also nehmen wir nochmal 46 Stufen in Kauf, die uns jetzt allerdings abwärts führen, an der Gaststätte am Wunnenstein vorbei. Uns zieht es jetzt zu unserem Endziel, dem „Restaurant am Stockbrunnen“ in Großbottwar. Wie flott doch unser Schritt wieder ist, aber es geht ja auch nur noch abwärts. Kurz vor Großbottwar sehen wir rechts im Gewann „Mäurach“ zwei große rote Hinweistafeln stehen. Sie informieren den Wanderer, dass sich hier im Zeitalter des Römischen Reiches ein Gutshof mit Badeanlage und Ziegelei befand, der dem Legionsveteran Gaius Longinius Speratus gehörte .Und dann waren wir auch schon auf der Zielgeraden und freuten uns über das nette „Hallo“ unserer Kolleginnen und Kollegen, die ja schon viel früher am Restaurant angelangt waren und das Essen bereits hinter sich hatten.

 

Aber auch wir bekamen unser Essen flott serviert und ließen es uns, zusammen mit den erfrischenden Getränken, gut schmecken. Ein schöner Abschluss eines gelungenen, sehr abwechslungsreichen Wandertages, der uns immer wieder die Schönheit dieser Region vor Augen führte. Und wenn ich eingangs schrieb: „Mit Musik geht alles besser!“, so möchte ich jetzt mit einem Zitat von Josef Hopfmiller schließen, der einmal sagte: „Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele.“ Daher gilt unser aller Dank den beiden Kollegen vom ASP-Team, Uli Bertsch und Axel Fink, für die sehr gute Organisation und Betreuung dieser sehr schönen Wanderung, der Kollegin Annegret Ebinger für die kleine Stadtführung, dem Musiker Tilman Schwuch für seine spontane Musikeinlage sowie Sigrid Bertsch und Heide Fink für die gute Stärkung, die sie uns vorbei brachten. Insgesamt wieder eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung unseres ASP-Teams, was erneut beweist:

„Mit unserem ASP isch’s halt immer wieder schee!“

 

 

Text: Horst Neidhart                                                                                              Gestaltung: Rolf Omasreither  

 

 

„Einen Hafen haben wir, ganz Europa landet hier…“

…so heißt es in einer Strophe des Stuttgarter Hafensongs, doch dazu später mehr. Denn um zum Hafen zu gelangen, mussten wir, die 42 teilnehmenden ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, uns erst einmal am Bahnhof Ludwigsburg treffen. Dort begrüßten uns Sonja Ehnle und Herta Stahl, die dieses ASP-Event für uns organisiert hatten, ganz herzlich und verteilten sogleich ein kleines Vesper an uns. Und wie immer war die Wiedersehensfreude bei allen sehr groß.

 

Mit der S-Bahn ging es dann bis Stuttgart Stadtmitte und von dort flotten Schrittes bis zum Karlsplatz. Es dauerte dann auch nicht lang, und wir konnten in den blauen Bus von Binder einsteigen. Nachdem wir im Bus Platz genommen hatten, begrüßten uns Busfahrer, Herr Klaus König und unser Führer für diese Tour, Herr Ulrich Burkhardt, herzlich. Wobei Herr Burkhardt seiner Freude darüber Ausdruck verlieh, dass wir uns speziell für diese Rundfahrt durch den Stuttgarter Hafen entschieden hätten. So heißt es ja auch in vielen Publikationen, dass Stuttgart zwar einen Hafen habe, aber viele dies überhaupt nicht wüssten. Dabei seien wir doch alle von der Wirtschaft in dieser Region betroffen, wie er meinte. Und so wolle er uns auf dieser Tour aufmerksam machen für die besondere geografische strukturelle Situation hier in Stuttgart in Bezug auf den Hafen. Mit einem Schmunzeln meinte er dann noch, dass er extra ein Wetter bestellt habe, wie wenn es in die Tropen ginge, um bei uns etwas Fernweh zu entwickeln. Na ja, mal ehrlich, anstatt Fernweh entwickelte sich bei vielen von uns im Lauf des Tages eher der Schweiß. Wie gut, dass der Bus wenigstens klimatisiert war.

 

Dann kam Herr Burkhardt auf den Nesenbach zu sprechen und meinte, dass es ja für manche überraschend sei, dass Stuttgart nicht am Neckar, sondern am Nesenbach liegt. „Der arme Kerle fängt ja in Vaihingen an – und keiner hat ihn gesehen“.  Und er fuhr fort: „Der arme Kerle wird ja unterirdisch unter dem Neckar durchgeführt bis nach Mühlhausen zum Hauptklärwerk. Dort wird er richtig g´schrubbt und putzt, und erst dann darf er sich in den Neckar ergießen“.Wer von uns schon mal im Quellgebiet des Nesenbachs unterwegs war, hat ja vielleicht auch die dort aufgestellte Gedichtstafel mit dem Gedicht „Stuagert ond sei´Nesabach“ gesehen, wo es heißt:

 

 

Bei Vaih´nga uf de Fildera,

do lauft r aus em Quell,

ond nonterwärts durch „Kalte Tal“

zom Necker ziahts en schnell.

 

Friahr ist´r uf sei´m ganza Weg,

ond au durch d Altstadt offa,

als Bach mit Gäns ond Enta dren,

gmüetlich a´ne gloffa.

 

Er sei zwor manchmol au, so hoißts,

ganz wild durch Stuagert braust,

häb d Gassa kniahoch überschwemmt

ond übel-übel g´haust.

 

Ond drom, ond weil em Lauf der Zeit

A bißle er häb „g`schmeckt“,

hent se sei´ Bett en Boda g´legt.

Ond hent am d Sicht verdeckt:

 

Von „Häslich“ bis em „Stöckich“ zua

(doch ehm ist dees egal –

 Schempft mer´n doch nemme „Welzimdreck“!)

 Lauft r etzt soo durchs Tal.

 

  Dr Necker nemmt an mit zom Rhei´,

  en d Nordsee führt en der

  ond manches was dort romschwemmt, kommt

  direkt von Stuagert her!

 

  So würzt am End dr Nesabach

  Sogar de Ozean!

  Wia sottet do mir Stuagerter

  Uf ehn koin Stolz net han?!

 

(Friedrich E. Vogt, Schriftsteller und

   Dialektforscher)      

 

 

Und wie Herr Burkhardt weiter berichtet, hätten ja auch die damaligen „Derer von und zu Württemberg“ nie wirklich etwas mit dem Neckar zu tun gehabt. Die waren stattdessen froh über ihren „putzigen“ Nesenbach. Und er meinte noch, dass sich dies in gewisser Weise noch bis in die heutige Zeit erhalten habe. So betrachtet, sei unsere heutige Tour eine richtige „Propagandatour“!

 

Inzwischen sind wir durch den Wagenburg-Tunnel gefahren und haben Stgt.-Ost, auch Ostheim genannt, erreicht. Wir erfahren, dass im 19. Jahrhundert die Menschen hier in Stuttgart noch zu einem wesentlichen Teil vom Weinbau gelebt haben. Dies hat sich allerdings im Laufe des 19. Jahrhunderts radikal verändert. Denn, wie uns berichtet wird, hat man hier im Raum Stuttgart mit dem Bau der Schwäbischen Eisenbahn begonnen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Stuttgart zu einer Industriemetropole und erlebte einen rasanten Bevölkerungszuwachs. Von 1870 bis 1905 erhöhte sich die Einwohnerzahl von 90.000 auf 250.000 Menschen. Bis vom Schwarzwald kamen die Menschen hierher, um Arbeit zu bekommen. Dadurch war nun eines der größten Probleme die Schaffung von Wohnraum, vor allem für die wachsende Arbeiterschaft. Wie in alten Chroniken nachzulesen ist, entstanden in Ostheim bis 1897 und in einer zweiten Ausbaustufe bis 1903 insgesamt 383 Häuser mit 1267 Wohnungen. Überwiegend zwei- bis dreigeschossige Einzel- und Doppelhäuser aus Backstein, die mit Naturstein oder Fachwerk verziert sind. Die Gebäude hatten im hinteren Bereich einen Gartenanteil. In einigen Straßen gibt es auch kleine Vorgärten. Wie unser Führer meinte, damit die Bewohner als Selbstversorger wenigsten ihren Kopfsalat und ihre Bohnen selber anbauen konnten.

 

Wie uns weiter berichtet wurde, hat man dann hier entlang des Neckars eine Industrieachse entwickelt. Zum einen, weil hier die Eisenbahnstrecke verlief und die Industrie ja davon wesentlich abhängig war, dass die benötigten Rohstoffe und die Energie in Form von Kohle angeliefert wurden. Und auf der anderen Seite mussten ja die produzierten Fertigprodukte auch weitergeleitet werden.

 

Hier am Rand der Stadt hat man die gefährlichen und schmutzigen (oder wie man heute sagen würde: emmissionsbelasteten) Gewerke angesiedelt. Bei diesen Worten wies uns Herr Burkhardt dann auf den jetzt zu sehenden Gaskessel hin, der heute quasi ein Denkmal ist. „Wenn Sie wissen wollen, wieviel 100 Meter sind, brauchen Sie nur auf den Gaskessel zu schauen, denn dieser ist genau 100 Meter hoch“. Er hat im Übrigen einen Durchmesser von 69 Metern und kann 300 000 Kubikmeter Gas aufnehmen. Hier wurde früher aus Koks das Stadtgas hergestellt. Und da dies nicht ungefährlich war, hat man dies außerhalb der Stadt gebaut.

 

Da ja die Bevölkerung der aus allen Nähten platzenden Stadt versorgt werden musste, hat man hier ein anderes bedeutendes Gewerk errichtet: den Städtischen Schlachthof. Natürlich auch mit Bahnanschluss. Denn das Vieh wurde mit der Bahn hierher transportiert und dann hier geschlachtet. Die Mitarbeiter des Schlachthofes, die anscheinend nicht immer einen guten Ruf hatten, wohnten hier, um möglichst nah an ihrem Arbeitsplatz zu sein.

 

Wir erhielten noch einen kleinen Hinweis auf das sich hier befindliche Schweinemuseum. Und in der Schlachthofstraße befindet sich die bekannte MEGA Fleisch GmbH, ein zertifizierter Fleischzerlege- und Produktionsbetrieb, der sämtliche Aktivitäten rund um die Zerlegung, Veredlung und Weiterverarbeitung von Fleisch- und Fleischerzeugnissen betreibt.

 

Dann ein Themenwechsel, denn linker Hand sehen wir jetzt die ganzen Rebhänge und Herr Burkhardt macht uns auf das – wie er sagt – „Schwäbische Taj Mahal“, die Grabkapelle auf dem Württemberg, aufmerksam. Die Grabkapelle ist ein Mausoleum, welches König Wilhelm I nach dem Tod seiner zweiten Frau Katharina 1819 hatte errichten lassen. Und wer schon einmal dort war, kennt auch die hingebungsvolle Inschrift über dem Haupteingang: „Die Liebe höret nimmer auf“.

 

Unser Blick wird wieder nach rechts gelenkt. Wir sehen, wie es dort den Hang hinaufgeht. Damit sind den Planern für den Hafen enge räumliche Grenzen gesetzt. Rechts sehen wir dann den Stadtteil Wangen. Auf der anderen Seite Untertürkheim, weiter aufwärts dann Obertürkheim und dann links wieder Hedelfingen. Danach kommt dann schon das Gebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Esslingen. Und nach wie vor sehen wir die verschiedensten Gewerke, rechter Hand schon die Industriebahn und nicht zuletzt auch die Fernwärmeleitungen.

 

Dann Ankunft am ersten Haltepunkt, von wo aus wir etwa 80 Meter zu Fuß bis zur Hafenverwaltung gehen. Aufgrund der dortigen etwas beengten Räumlichkeiten teilt sich unsere Gruppe nun auf. Wir betreten den Eingangsbereich des Gebäudes und bleiben vor den aufgehängten alten Fotos stehen. Herr Burkhardt macht mit uns nun einen kleinen Ausflug in die Geschichte und erzählt uns, dass schon die Römer den Wasserweg zum Transport von Proviant und Gütern genutzt haben. So ging es dann noch über viele Jahrhunderte hinweg. Mit Pferden oder Ochsen wurden die damaligen Treidelkähne vom Ufer aus gezogen, weshalb die Ufer daher freigehalten werden mussten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde so Schifffahrt auf dem Neckar betrieben.

 

Dann kam das Zeitalter der Industrialisierung. Dampfmaschinen wurden gebaut und was war das denn: Ein Boot ohne Segel auf dem Neckar und es wird auch nicht mit Muskelkraft gerudert? Diejenigen unter uns, die vor einem Jahr an der Stadtführung durch Schorndorf teilgenommen haben, erinnern sich vielleicht noch. In dem Boot, welches im August 1886 so mühelos auf dem Neckar bei Bad Cannstatt kreuzt, arbeitet der schnelllaufende Verbrennungsmotor von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach.

 

Die Industrialisierung ist schnell vorangeschritten, Schiffe wurden gebaut und der Neckar ausgebaut. Doch eine Herausforderung bleibt nach wie vor: Auf der etwa 200 Kilometer langen Strecke von Plochingen bis Mannheim beträgt das Gefälle des Neckars 161 Höhenmeter. Was aber auch bedeutet, dass er auch ganz flache Stellen hatte und sich zum Beispiel beinahe jedes Frühjahr nach der Schneeschmelze im Schwarzwald ein neues Bett gesucht hat.

 

Danach ging lange nichts mehr weiter. Laut Herrn Burkhardt hatte man zwar schon Anfang des 20. Jahrhunderts Pläne, den Neckar bis Stuttgart auszubauen. Ja, es gab sogar Pläne ihn bis zur Donau auszubauen, und selbst an ein riesiges Schiffshebewerk über die Schwäbische Alb dachte man. Doch nichts ist passiert. Unter anderem lag das auch daran, wie wir erfahren, dass der verantwortliche Projektleiter Dr. Otto Hirsch – dessen Foto wir dort im Aufgang sehen konnten – auch Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Deutschland war. Er starb am 19. August 1941 im Konzentrationslager Mauthausen. Das zweite Foto zeigt seinen damaligen Mitarbeiter und späteren Nachfolger: Dr. Otto Konz.

 

Erst nach dem 2. Weltkrieg begann man dann mit dem Bau des Hafens hier in Stuttgart. Allerdings gab es vorher noch heftige Auseinandersetzungen mit Hunderten von Grundstücksbesitzern. Denn typisch für die damalige Zeit hatten ja die meisten von ihnen „so ein Stückle“, so einen kleinen Schrebergarten. Und alle hatten eines gemeinsam: sie alle wollten nicht verkaufen, so dass ihnen die Stadt mit Enteignung drohte. Sehr schweren Herzens verkauften sie letztlich dann doch ihren fruchtbaren Boden zu Preisen von 13 bis 15 Mark je Quadratmeter. Noch 30 Jahre später forderte der „Verband der Neckargeschädigten“ den Gemeinderat zu Nachzahlungen auf. Dann endlich war es soweit:  Am 20. September 1954 schritt der damalige Oberbürgermeister Arnulf Klett zum ersten Spatenstich in einen dieser Schrebergärten am Neckarufer. Und wie in der Chronik der Stadt Stuttgart nachzulesen ist, nahm er – dem Zeitgeist der Wirtschaftswunderjahre entsprechend – dazu keine Schaufel in die Hand, sondern buddelte mit einem Bagger das erste kleine Loch für das Hafenbecken 1. Später folgten das Hafenbecken 2 und ein Hafenbecken 3, der Ölhafen.

 

So wurde aus den durchaus idyllischen Neckarwiesen nun ein lukratives, großes gemischtes Handel-, Gewerbe- und Industriezentrum.  Heute rollt etwa die Hälfte der umgeschlagenen Güter auf Schienen in das Hafengelände. Durch den stattfindenden Strukturwandel – die Kohle als bis dahin wichtigster Energieträger war immer weniger gefragt – war jetzt die Weiterverarbeitung, Veredelung und Lagerhaltung wichtiger. Auf einem Foto konnten wir sehen, wie der Lauf des Neckars vorher war. Und danach im 1. Stock des Gebäudes der Hafenverwaltung konnten wir auf einem Foto von 1970 erkennen, wie in der Zwischenzeit große Flächen bebaut worden sind.

 

Am 31. März 1958 war es dann soweit: Sirenen heulten laut, Glocken läuteten und Menschen jubelten begeistert: Denn kurz vor halb zehn Uhr durchschnitt Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss in Anwesenheit von über 3000 Ehrengästen das schwarz-rot-goldene Band, das an der Schleuse Untertürkheim über den Neckar gespannt worden war. Damit war der Stuttgarter Hafen eröffnet. Und gleichzeitig wird das letzte Teilstück der nunmehr 188 Kilometer langen Neckar-Großschifffahrtsstraße in Stuttgart dem Verkehr übergeben. Damit ist jetzt der Wirtschaftsraum um Stuttgart auch auf dem Wasserwege mit den großen Seehäfen verbunden und an das europäische Wasserstraßennetz angeschlossen. Damit erfüllte sich endlich das, womit ich meinen Bericht begann: „Einen Hafen haben wir - ganz Europa landet hier…“.

Auch wenn der „Stuttgarter Hafensong“ von unserem Führer nicht erwähnt wurde, möchte ich Ihnen diesen Song, gedichtet von Oscar Wendnagel, hier nicht vorenthalten:

 

Schiff ahoi der Hafen rinnt           Schiff ahoi der Beutel rinnt             Schiff ahoi die Woge rinnt

Stuttgarts jüngstes                       Weil`s so viele Gäste sind,             Und das kommt vom vielen Wind,

Wickelkind                                   Doktor Klett speist die                     den die lieben Onkels machen,

Und der gute Doktor Klett            Dreitausend                                    doch das Volk singt unter Lachen:

Trällert abends noch im Bett        Und verkündet ihnen                      Einen Hafen haben wir

Einen Hafen haben wir                Schmausend:                                 Ganz Europa landet hier

Ganz Europa landet hier              Einen Hafen haben wir                  Und wir bieten ohne Süppchen

Und wir bieten ohne                    Ganz Europa landet hier                         Kraut Kartoffelbrei und

Süppchen                                    Und wir bieten ohne                       Rippchen.

Kraut, Kartoffelbrei und               Süppchen

Rippchen.                                    Kraut Kartoffelbrei und

                                                    Rippchen.

 

Herr Burkhardt geht dann kurz auf die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes ein. Die 60er Jahre sind verbunden mit dem Wirtschaftswunder, mit einem riesigen Bauboom, wo Baustoffe ohne Ende gebraucht wurden. Entsprechend war der Hafen ja ursprünglich auch als Hafen für Kohle, Kies, Sand und Bims konzipiert. Doch wie wir auf dem alten Foto von 1970 gesehen hatten, sind inzwischen große Flächen, die damals für Kohlenhalden vorgesehen waren, bebaut worden. Der Hafen passte sich nun den wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Veränderungen an.  Laut unserem Führer war der Anfang der 60er Jahre auch der Höhepunkt der Entwicklung des Stuttgarter Hafens. So wurden damals über 6 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Wie wir den ausliegenden blauen Flyern entnehmen können, betrug der Güterumschlag im Jahr 2022 insgesamt nur noch 3,734 Mio. Tonnen. Davon wasserseitig sogar nur noch 0,723 Mio. Tonnen. Bahnseitig dagegen 3,011 Mio. Tonnen. Allerdings sind die Waren, die heute hier umgeschlagen werden, viel wertvoller.

 

Doch nach wie vor ist der Hafen Stuttgart wichtiger Güterumschlagplatz der Region. Damit erfüllt er insbesondere folgende Funktionen: Verknüpfung der Verkehrsträger Wasserstraße, Schiene und Straße, „Trimodaler Frachtbetrieb“, wie Herr Burkhardt anmerkt. Außerdem logistisches Kompetenzzentrum für Umschlag und Güterverkehr und dazu auch noch ein regionaler Job- und Wirtschaftsmotor. Wie wir erfahren, sind rund 50 Unternehmen mit ca. 2.500 Arbeitsplätzen heute auf dem Areal des Hafens ansässig.

 

Der Hafen wird von der Hafen Stuttgart GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stadt Stuttgart, betrieben. Das weitläufige Areal wird durch die ebenfalls von der Hafen Stuttgart GmbH betriebenen Hafenbahn Stuttgart erschlossen.

 

Nach so viel interessanten Informationen, die uns Herr Burkhardt jedoch nicht „trocken“ sondern stets mit launigen Worten vermittelt, schauen wir uns noch ein wenig im Hafen um. So können wir vom Hafenbecken 1 aus die Schleuse Obertürkheim erkennen. Und von Untertürkheim können wir die Linden-Realschule mit ihrem „Türmle drauf“ sehen. Wir erfahren, dass das Hafenbecken 2 als Sicherheitshafen eingerichtet ist. Dort hat das Becken eine Tiefe von 4 Metern, normal sind dagegen nur 2,80 Meter. Schiffe auf dem Neckar haben einen maximalen Tiefgang von 2,70 Meter. Dann richten wir unseren Blick noch auf den Mercedes Benz Zentralversand, wo es dahinter dann in das Hafenbecken 3 geht. Nochmal ein Hinweis auf das Foto von 1958, wo man hier noch den Neckar erkennen konnte.

 

„Was Sie hier nicht sehen, ist der Mann mit der Angel, der sonst immer hier steht“ lautet dann der Kommentar unseres Führers. Und er sagt uns, dass es hier im Neckar wieder viele Fische gibt, bis hin zu Forellen.  Und was wir bisher allerdings auch noch nicht gesehen haben, sind Schiffe, die den Hafen anlaufen. Das bedauern wir schon etwas. Aber vielleicht haben wir ja noch Glück.

 

Apropos Schiff: Am Kai im Hafenbecken 1, direkt vor, bzw. unter uns, liegt das Schiff „Stadt Stuttgart“. Dazu erhalten wir dann noch einige Informationen: Dieses Schiff wurde bereits 1960 in Betrieb genommen und ist das Hafenverwaltungsboot der Hafen Stuttgart GmbH und das Löschboot der Feuerwehr Stuttgart. Es ist ein Zweischraubenschiff aus Stahl. Wir erkennen verschiedene Schlauchanschlüsse zur Brandbekämpfung auf Schiffen bzw. bei Bränden hier im Hafen. Ins Auge fallen auch die beiden großen Hauptpumpen (Wasserkanonen), die bis zu 10.000 l/min. bei 14 bar Leistung sprühen können. Beim Hafenfest würden diese Fontänen bis zu 70 Meter Höhe sprühen. Neben der Brandbekämpfung dient das Schiff aber bei Bedarf auch als Eisbrecher bis zu 20cm Dicke.  Das Schiff hat außerdem 2 Echolote, mit denen es zentimetergenau die Wassertief misst. Denn eine Wassertiefe von 2,80m muss ständig gewährleistet werden. Bei Bedarf muss im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes der Fluss ausgebaggert werden. Und noch eine Info erhalten wir: Das Löschboot kommt auch immer wieder in verschiedenen Folgen der Fernseh-Krimireihe „SOKO Stuttgart“ als Wohnschiff von KHK Jo Stoll vor.

 

Wir gehen jetzt jedoch nicht ins Wohnzimmer von Jo Stoll, sondern wieder zurück zum Bus und „tuckern“ mit ihm weiter durch das Hafengelände. Linker Hand sehen wir jetzt Firmen, die für einen Hafen typisch sind. Z.B.: Hier eine Baufirma, direkt danach kommt die alteingesessene Firma Paul von Maur. Dazu gehört auch die Reederei Schwaben mit Schiffen auf dem Neckar. Rechter Hand dann die Zollverwaltung. Hier kommen Güter an, die verplombt sind. Dann werden hier die Plomben entfernt, die Ware kontrolliert und freigegeben und die entsprechenden Papiere erstellt. Oder Ware, die ins Ausland gebracht wird, wird hier verplombt, bis sie weitertransportiert wird. Im Hafen gibt es auch Baustoffe aller Art, z.B. hier die Makadam Werke Schwaben. Makadam von dem Schotten Mc Adam erfunden, wird für Straßenbeläge verschiedenster Art benötigt.

 

Dann ein kleiner Hinweis: „Haben Sie gerade Schrott gesagt? Das ist falsch! Das sind alles Rohstoffe, die hier recycelt werden, um sie anschließend wieder neu in den Kreislauf einzubringen. Damit dabei nicht zu viel Lärmbelästigung entsteht, wurde hier diese Schallschutzmauer errichtet“.

 

Unser Blick fällt nun auf ein riesiges Teilelager der Fa. RHENUS und wir erhalten auch hier eine kurze Info dazu: Wenn z.B. in Untertürkheim bei Mercedes die 10er-Muttern knapp werden, dann gibt das der verantwortliche Meister in den Rechner ein und kurze Zeit später kommen von RHENUS „just in time“ direkt ans Band die angeforderten 10er Muttern.

 

Rechter Hand sehen wir dann Hedelfingen. Wie uns gesagt wird, wollen die Hedelfinger von all dem Lärm und Gestank der Weiterverarbeitung von Abfällen nicht so arg belästigt werden, deshalb stehen hier weitere große Lagerhallen von RHENUS.

 

Am Hafenbecken 1 sehen wir jede Menge von großen Kränen. Und rechts eine große Anzahl von Chemie-Tanks. Dort werden unterschiedlichste Chemieabfälle oder Chemikalien aufbereitet. Dann werden wir auf das Hochsicherheits-Archiv von RHENUS hingewiesen. Hier werden Originalunterlagen sicher aufbewahrt und digitalisiert. Dann die Fa. Scholl mit ihren riesigen Kranfahrzeugen. Wie wir erfahren, kann der größte Kran bis 96 Meter hoch ausfahren, z.B. um einen Baukran aufzustellen. Die Kräne können aber auch ganz schwere Lasten hochheben, der größte Kran schafft bis zu 600 Tonnen. Uns allen bekannt die Fa. ALBA „Wir nennen es Rohstoff“. Linker Hand, am Mittelkai 18 sehen wir das in Deutschland führende Unternehmen für innovative, nachhaltige und digitale Bau-Projekte und -Lösungen, die Fa. Holcim Kies und Beton GmbH. Die Firma hat sich hier angesiedelt, als bekannt wurde, dass Stuttgart 21 gebaut wird.

 

Und so geht es denn immer weiter. Unsere Blicke schwenken von links nach rechts und umgekehrt, und zu allen Gewerken bekommen wir von Herrn Burkhardt immer eine kurze Information. Auf die Anmerkung aus unserem Kreis, dass wir leider noch immer kein Schiff gesehen haben, bestätigt der Führer, dass es sich hier um ein ganz wichtiges politisches Thema handeln würde. Und damit kam er noch einmal auf das Thema der Schleusen zu sprechen. Die Kammern der derzeitigen Schleusen sind 110 m lang und 11,80 m breit. Damit können sie nur von Schiffen genutzt werden, die max. 105 m lang sind. So gibt es seit langem die Forderung, dass die Schleusen ausgebaut werden, denn auf dem Rhein fahren lauter Schiffe, die 135 Meter lang sind. Die Reedereien sagen, es rentiere sich für sie immer weniger, mit den kleineren Schiffen unterwegs zu sein. Deshalb investieren sie auch nicht mehr in diese kleineren Schiffe. Und so gibt es auf dem Neckar immer weniger Schiffe. Wenn also die Schleusen nicht bald ausgebaut werden, kommt so langsam die Wasserschifffahrt zum Erliegen, so sein Fazit. Er ergänzt dann noch, dass die Wasserschifffahrt ja nicht nur romantisch sei, sondern ein solcher Kahn ersetzt ungefähr 80 LKWs, und ersetzt ca. 50 Güterwaggons auf der Bahn. Dabei verbraucht er jedoch nur einen Bruchteil an Energie gegenüber dem, was 80 LKWs verbrauchen würden. Hier geht’s also um ganz praktischen Umweltschutz. Deswegen die Forderung nach Ausbau der Schleusen. Doch die Wasserschifffahrtsstraßen gehören ja dem Bund und der will laut seiner Aussage vor 2050 kein Geld bereitstellen. Herr Burkhardt hofft, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, wollte uns jedoch auf die Brisanz dieses Themas aufmerksam machen.

 

Dann sehen wir gerade einen Güterzug, der mit Containern beladen ist. Und auch dazu erhalten wir wieder etliche interessante Informationen. So werden Güter heute in Norm-Containern transportiert, die auf der ganzen Welt die gleiche Größe haben. Im Jahre 1956 hat Malcolm McLean den Containertransport und multimodalen Verkehr erfunden, so wie wir ihn heute kennen. Ohne Container und die dazugehörigen Containerschiffe würde der Welthandel nicht in dem heutigen Umfang und dem Vernetzungsgrad existieren. Die Standardgröße ist der 20Fuß-Container. 20Fuß entspricht etwa 60 Meter oder genauer ausgedrückt: Diese Standardcontainer sind exakt 6.058 mm lang, 2.438 mm breit und 2.591 mm hoch – überall auf der Welt, egal wo und von wem sie hergestellt wurden/werden. Dann gibt es noch die doppelte Größe, den 40Fuß-Container. Während diesen Informationen können wir beobachten, wie gerade Container be- oder entladen werden. Wir erfahren, dass der Mitarbeiter oben im Kran vor sich einen Bildschirm hat und den Kran nur mit einem Joy-Stick steuert. Das geht nur, weil alles genormt ist. Die Ladevorrichtung tut sich automatisch in die Zapfvorrichtung einmessen und ankoppeln. Wo er was hinbringt, weiß der Rechner genau, denn dieser weiß für jeden einzelnen Container genau, wo dieser hin soll. Herr Burkhardt vergleicht es mit einem Spiel mit Bauklötzen.

 

Genauso können hier auch die Schiffe be- oder entladen werden. Fa. Daimler lässt hier von ihrem Weltlogistik-Centrum aus mit Containern ihre Teile in ihre Werke nach Tuscaloosa und nach Peking verschiffen. Ein Schiff benötigt von hier bis Rotterdam ca. 58 Stunden. Wobei es auf dem Neckar noch relativ langsam zugeht wegen der vielen Schleusen. Und wir erfahren, dass die Schleusen heute automatisch betrieben werden. Es gibt nur noch 1 Zentralschleuse in Obertürkheim. Rhein abwärts ginge es dann „mit Schmackes“. Und wir horchen schon erstaunt auf, als wir erfahren, dass die großen „Ozeanriesen“ bis zu 25000 Container an Bord nehmen können. Das seien dann „Hochhäuser auf den Schiffen“. Der Containerverkehr nehme immer weiter zu.

 

Inzwischen haben wir wieder die Straßenseite gewechselt und stehen am Mittelkai 8 vor der Frießinger Mühle GmbH. Diese hat hier eine eigene Schiffs-Verladestelle am Neckar und ist damit an überregionale Logistikströme angeschlossen. Per Schiff kommt hier das Getreide an. Mit einem großen Staubsauger wird das Schiff dann leergesaugt. Womit wir erneut beim Thema „Schiffe“ angekommen sind und Herr Burkhardt unsere Enttäuschung mitträgt, dass wir heute keine sehen. Und er bestätigt, dass immer mehr Güter mit der Bahn und immer weniger mit Schiffen transportiert werden. Dies ist auch bei den Zahlen für den Containerumschlag erkenntlich. Insgesamt wurden laut dem Flyer, der im Hafenverwaltungsgebäude auslag, im Jahr 2022 wasserseitig 7.939 Container und bahnseitig 29.194 Container hier im Hafen Stuttgart umgeschlagen. Und es folgte nochmal der Hinweis auf den dringenden Schleusen-Ausbau.

 

In dem Moment sehen wir dann doch noch ein Schiff ankommen, und von hinten kommt ein Lastzug mit Containern. Wir erfahren noch, dass die Hafenbahnen in eigener Regie die Züge zusammenstellen müssen, je nachdem welche Firmen angefahren werden sollen. Dafür gibt es eigene Lokomotiven, die mit Batterien betrieben werden, da ja hier nicht mit Oberleitungen operiert werden kann.

 

Inzwischen geht es auch schon wieder mit dem Bus weiter. Unser Blick fällt auf die Fa. Heinrich Mertz, einem großen Händler für Baustoffe, Sand, Kies und Split. Und wir sehen einen riesigen Bagger, mit dem „ratz-fatz“ ein ganzes Schiff leer gebaggert werden kann. Dann fahren wir direkt am Mercedes-Zentralversand vorbei und erfahren, dass allein hier ca. 500 Mitarbeiter tätig sind. Rechts sehen wir dann auf beiden Gleisen Kesselwagen, die von den Raffinerien in Karlsruhe oder Ludwigshafen kommen. Dabei erfahren wir, dass heute wegen möglicher hoher Umweltgefährdung nur noch ein kleiner Teil von Mineralölen auf dem Schiffsweg transportiert werden darf. Normalerweise kommen hier so 2-3 Güterzüge mit 50 Waggons täglich an. In die Kessel, die wir hier sehen, passen laut Aussage insgesamt 54 000 Kubikmeter rein. Damit sei für Krisenzeiten ein Vorrat vorhanden. Schmunzeln müssen wir, als uns Herr Burkhardt erläutert, dass die Kesselwägen von unten her angezapft werden, so wie auch der Bauer seine Milchkühe „anzapfen“ würde. Über unterirdische Leitungen werden dann die Tanks befüllt.

 

„Wenn Sie künftig mit dem Zug in Richtung Ulm unterwegs sind, dann fahren Sie hier unter dem Hafen durch einen Tunnel und sehen also vom Hafen gar nichts“, war der Hinweis auf die Baustelle, an der wir gerade vorbeikamen. Doch wir kommen mit dem Bus an einem weiteren zentralen Teil des Hafens vorbei und werden auf die DUSS aufmerksam. Die Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße, besser bekannt als DUSS, ist ein nicht zu übersehender Akteur in der Welt des deutschen Schienengüterverkehrs und einer der größten Terminalbetreiber Deutschlands. Wie wir sehen können laufen auf diesem Umschlagbahnhof insgesamt 9 Gleise parallel zueinander. Da werden vor allem LKW Ladebrücken oder ganze LKW-Auflieger auf die Bahn verladen, damit sie von der Straße runter sind. Von hier dann bspw. weiter in den Gotthard-Basistunnel und bis nach Oberitalien.

 

Bei der Weiterfahrt sehen wir dann Containerwohnungen für Asylbewerber sowie sonstige Gewerke, die viel Fläche benötigen. Es folgt noch ein Hinweis auf das Trainingsgelände vom VfB Stuttgart für den Frauen-Fußball. Und danach kommen wir an den Neckartalwerkstätten (WfbM) vorbei. Einer Einrichtung zur Eingliederung behinderter Menschen in das Arbeitsleben. Und es folgen das Gebäude der Wasserschutz-Polizei, erneut Container-Terminals und links dann Wohncontainer für Mitarbeiter des Projektes S21. Dabei erfahren wir noch, dass sich hier früher die Hafen-Mission befand und bekamen einige kurze Erläuterungen zu deren früheren Aufgaben.

 

Dann fällt unser Blick auf einen Reachstacker. Auch dazu erhalten wir noch einige interessante Informationen über diese Förderfahrzeuge. Reachstacker, auf Deutsch auch Greifstapler genannt, sind Flurförderzeuge, die zum Stapeln und Umschlagen von Containern vom Boden oder von und zu Bahnwagen oder von und zu Wechselbrücken dienen. Es handelt sich um schwere Radfahrzeuge mit bis zu 50 Tonnen Hublast und bis rund 100 Tonnen Eigenmasse. Im Gegensatz zu konventionellen Gabelstaplern ist der Spreader (Lastaufnahmemittel) hier nicht an einem Hubgerüst montiert, sondern am Ende eines schrägen Armes ähnlich dem eines Teleskopkranes oder Teleskopladers. Dadurch greift der Reachstacker die Ladeeinheiten von oben, wenn nötig über andere Container hinweg. Moderne Fahrzeuge können zwei Containerbreiten weit ausgreifen und Container so bis in die dritte Reihe stapeln. Sie können auch über ein Gleis hinwegreichen und so beispielsweise Container direkt von einem Zug auf den Zug im Nachbargleis umladen. Ein herkömmlicher Stapler müsste dafür jeden Container fahrend und wendend rangieren. Rechts sehen wir dann noch einen weiteren Reachstacker im Einsatz.

 

Ja, und damit waren wir dann nach etwas über 2 ½ Stunden am Ende unserer Hafen-Rundfahrt angekommen. Herr Burkhardt bedankt sich für unsere Aufmerksamkeit und wünscht uns noch einen schönen Tag. Ein kräftiger Applaus ist unser Dank, und auch die Kolleginnen Herta Stahl und Sonja Ehnle bedanken sich bei Herrn Burkhardt für seine kompetenten, sehr interessanten und mit Humor gewürzten Ausführungen. Noch ein kurzes Winken von uns aus dem Bus und wir fahren weiter bis zum Karlsplatz. Dort verließen wir den Bus und verabschiedeten uns von unserem Fahrer, der uns sehr umsichtig durch das Hafengelände chauffiert hatte.

 

Den nächsten „Umschlagsplatz“ erreichten wir dann wieder zu Fuß. Denn jetzt gab es für uns noch eine Aufgabe zu erledigen, auch wenn wir dafür keinen Reachstacker, keinen Gabelstapler benötigen würden. Zum Aufnehmen der „Umschlagware“ genügten nun Messer und Gabel. Denn jetzt waren wir im Brauhaus Schönbuch in der Bolzstraße angelangt und freuten uns auf ein erfrischendes Getränk und ein leckeres Mittagessen. Kurz gesagt, beides wurde sehr schnell angeliefert und von uns mit Genuss „umgeschlagen“, sprich seiner vorgesehenen Lagerstätte zugeführt. An den Tischen entwickelte sich rasch eine intensive Unterhaltung, denn wir hatten ja wirklich viel Interessantes gesehen und viele Eindrücke in uns aufgenommen. Dann gab es noch eine kleine organisatorische Aufgabe: Wer fährt jetzt mit wem im Zug wieder heim? Entsprechend wurden Gruppen gebildet und die Gruppenfahrscheine verteilt. Und dann hieß es auch schon „Also, bis zum nächsten Mal!“ Doch wir waren uns alle einig, auch wenn die Schiffe im Hafen fehlten, war das wieder eine super Veranstaltung unseres ASP-Teams. Und unser aller herzlicher Dank gebührt den beiden Kolleginnen, Sonja Ehnle und Herta Stahl, die alles so perfekt organisiert hatten. Man könnte ja durchaus auch sagen: unser ASP ist ein super Umschlagplatz für tolle Ideen und hat tolle Kolleginnen und Kollegen, die diese dann auch immer perfekt umsetzen. Danke Euch allen! Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung, denn wir wissen ja:

„Mit dem ASP isch’s halt immer schee!“

 

 

Text: Horst Neidhart                                                                                             

Gestaltung: Rolf Omasreither 

 

 

Die Aufnahmen entstanden bei einer offiziellen Führung durch den Hafen Stuttgart und dürfen mit freundlicher Genehmigung der Hafen Stuttgart GmbH gezeigt werden.

 

 

ASP – Radtour 2023

 

Trotz angesagtem Hitzerekord haben sich 12 stramme und sportliche Radler/innen zur diesjährigen Radtour getroffen. Wir waren bestens auf die Wetterumstände vorbereitet. Unsere Getränkeverpflegung hat gut und sicher funktioniert. Trotz „kühlem Fahrtwind“ gab es ca. alle 30 Minuten eine Trinkpause. Nein nicht so …., sondern Mineralwasser 😊.

 

Die erste Teilstrecke führte uns vom Start in Vaihingen/Kleinglattbach durch Wald und Wiesen über Ensingen, Zaisersweiher nach Maulbronn, natürlich ins sehenswerte Kloster. Dort gab es die erste größere Pause. Die Einen konnten sich das berühmte Kloster ansehen, die anderen wurden von „Bruder Jakob“ herzlich empfangen und unter einer schönen, uralten Kastanie mit „klösterlichen, kühlen Getränken“ versorgt. Die Weiterfahrt fiel uns daher umso schwerer. 

Wir radelten weiter über Ötisheim, Mühlacker nach Lomersheim, wo wir bei „Ana“ zu einem guten und köstlichen Mittagessen in kühlen Räumen erwartet wurden. Allen hat es gut gemundet. Außerdem hatten wir Besuch von unserem bisherigen Verpflegungsteam, das dieses Jahr aus verschiedenen Gründen, keinen Einsatz hatte. Auch sie konnten sich mal ohne Arbeit das Essen in fröhlicher Runde schmecken lassen.

 

Die Befürchtungen einer etwas steilen Bergetappe von Maulbronn nach Mühlacker konnten wir zerstreuen, indem wir einfach den Berg umfuhren.

 

Weiter führte uns die Route nach Mühlhausen und Roßwag, durch die wunderschönen Enz Auen. Hier gab es jede Menge Störche in freier Wildbahn zu sehen. Jeder von uns war freudig überrascht. In Roßwag, in der Kellerei, wollten wir eigentlich noch ein gutes Tröpfchen probieren und genießen, allerdings war dies bei diesem heißen Wetter nicht zu empfehlen. So radelten wir vollends ans Ziel nach Kleinglattbach.

 

Dank einer guten Idee von Eberhard D. und seinem Sohn, die eigens für uns die Vereinsgaststätte öffneten, konnten wir dort in einem schattigen Plätzchen bei einem(?) kühlen Bierchen den Tour Abschluss genießen und feiern. Vor allem die unfall- und pannenfreie Fahrt.

Eines ist klar!!! Nächstes Jahr treten wir wieder in die Pedale!!!! Egal wo hin!!!

 

 

Das Tour Team

Fotos von Petra Benub, Margot Herzog, Regine Jung, Rolf Omasreither                                 Bildbearbeitung Rolf Omasreither

Bei unserem letzten Infomarkt wurden unsere geplanten Veranstaltungen nach der Coronapause angekündigt. Dabei war natürlich auch die Stocherkahnfahrt in Tübingen. Das Interesse war riesengroß. Es gab die Möglichkeit sich an diesem Tag schon für die einzelnen Events anzumelden. Wir vom ASP-Team waren über die Vielzahl der Anmeldungen zu dieser Veranstaltung sehr erfreut. Im Laufe der nächsten Monate kamen immer mehr Anmeldungen sodass wir zum Schluss über 50 Anmeldungen hatten. Somit stand der Durchführung nichts mehr im Wege.

 

Am Morgen des 12.09.2023 bis 8.30 Uhr trafen wir uns am Bahnhofsvorplatz in Ludwigsburg. Leider gab es kurzfristig krankheitsbedingte Abmeldungen, sodass wir insgesamt 45 Teilnehmer waren. Alle waren gut gelaunt, begrüßten sich herzlich, plauderten angeregt und freuten sich auf den vor uns liegenden Tag. Der Bahnhofsvorplatz war in unserer Hand.

 

Dann begrüßte Friedrich Rutte auch im Namen von Monika Lang alle sehr herzlich und freute sich über die große Zahl der teilnehmenden ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Er gab Informationen bekannt, wie wir den Tag gestalten. Monika Lang hakte auf ihrer Teilnehmerliste alle Anwesende ab und stellte Vollzähligkeit fest. Darüber hinaus verteilte sie ein Blatt mit 20 Menüvorschlägen von der Tübinger Gasthausbrauerei Neckarmüller bei der wir zum Mittagessen einkehrten.

 

Als wir dann am Bahnsteig waren, hatte unser Zug Verspätung. Allerdings konnten wir dann einen Zug besteigen, der ebenfalls hätte viel früher fahren müssen, uns aber mit keiner nennenswerten Verzögerung nach Tübingen brachte.

 

In Tübingen angekommen gingen wir direkt zum Neckar und zur Anlegestelle der Stocherkähne denn um 11.00 Uhr war die Fahrt geplant. Alle 4 Stocherkahn-Kapitäne erwarteten uns bereits und wir bestiegen die zunächst recht wackeligen Kähne. Als dann alle Platz genommen hatten beruhigte sich alles und wir glitten 1 Stunde lang ruhig und entspannend auf dem ca. 2 Meter tiefen Necker unter Bäumen entlang. Am Ende bedankte sich Friedrich Rutte bei den Kapitänen mit einem Trinkgeld.

 

Direkt im Anschluss gingen wir über die Brücke auf die andere Seite des Neckars und betraten die Tübinger Gasthausbrauerei Neckarmüller wo wir schon erwartet und auf die Terrasse geführt wurden.

 

Alle Teilnehmer hatten sich bereits im Zug entschieden welches Menü sie ausgewählt haben und dieses Monika Lang mitgeteilt. Sie informierte das Gasthaus telefonisch, sodass alle Essen in der Küche vorbereitet wurden. Nachdem wir Platz genommen hatten wurden die Getränke aufgenommen und anschließend wurde auch schon serviert.

 

Nach dem Essen hatte jeder noch ausreichend Zeit und Gelegenheit durch die Altstadt zu schlendern und sich mit einem Eisbecher abzukühlen.

 

Um 16.15 Uhr trafen sich alle vor dem Bahnhofsgebäude und plauderten zufrieden über das Erlebte.

 

Um 16.33 Uhr sollten wir mit dem Zug in Tübingen abfahren. Aber daraus wurde nichts. Der Zug hatte wieder Verspätung. Nach geraumer Zeit fuhren wir dann in Richtung Ludwigsburg.

 

Als wir in Ludwigsburg angekommen waren, endete ein schöner erlebnisreicher Tag.

 

Monika Lang und ich bedanken uns bei allen Kolleginnen und Kollegen für den wunderschönen und harmonischen Tag.

 

Bis zum nächsten Mal.

 

 

Friedrich Rutte

 

Fotos von Petra Benub, Sonja Ehnle, Margot Herzog, Rolf Omasreither                                

Bildbearbeitung: Rolf Omasreither

Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und optimalen Temperaturen waren 13 gut gelaunte, hochmotivierte Wanderer am Start.

Einer davon war Ewald B., unser Guide, eingeborener Kirchheimer und vor allem ein leidenschaftlicher Wengerter. Ein echter Glückstreffer.

Ausgestattet mit Rätsche und Vorderlader übernahm er die Führung.

 

Zu Beginn ging es gemütlich am Rande Kirchheims entlang bis zur Bergetappe, den 97 Wengertstäffele.

Diese wurden, entgegen der Empfehlung relativ flott bewältigt. Denn schließlich sind wir ja alle Aktive Sparkassen Pensionäre! Oben angekommen tat die eingeplante Verschnaufpause uns allen trotzdem gut.

 

Dies nutzte unser Guide geschickt um den wundervollen Ausblick auf Kirchheim, die Neckarschleife, das Ingersheimer Windrad, den Stuttgarter Fernsehturm und den „Blick zur Zugspitze“ (die Lok eines im Tal vorbeifahrenden Zuges) zu erklären.

 

Dann jedoch war ein gewisses Maß an Schwindelfreiheit erforderlich. Es ging auf einem schmalen Weg weiter durch die Weinberge, mit ihren beträchtlichen Steillagen. Dabei wurde uns deutlich, was die Arbeit in Steillagen bedeutet. So liegt der Arbeitsaufwand – um einen guten Wein zu erzeugen – für Wengerter hier 3 bis 4 mal höher als bei anderen Rebflächen. Jedoch erhalten die Reben durch die starke Hangneigung eine intensivere Sonneneinstrahlung, was sich natürlich auf den Charakter und die besondere Qualität der hier angebauten Weine auswirkt.

 

Zwischendurch gab es immer wieder kleine Pausen in denen Ewald kompetent unsere Fragen beantwortet und uns auch seinen Wengert vorgestellt hat.

 

Tolle Stimmung, Zufriedenheit, Begeisterung über den tollen Weg und die grandiose Aussicht beherrschten diesen Teil der Wanderung.

 

Das Ganze wurde dann noch von der ersten Pause getoppt. Kollegin Barbara M., leidenschaftliche Köchin und perfekte Gastgeberin, bot auf der Kirchheimer Weinterrasse Kaffee, Apfelkuchen, Tomatenquiche und salzige Schneckennudeln an. Die liebevoll gedeckten und dekorierten Tische luden zum Entspannen und Genießen ein. Gepaart mit der tollen Aussicht auf die unter uns liegende Neckarschleife und die Steillagen ringsumher.

 

Damit nicht nur die Seele und der Magen zufrieden sind, sondern auch die Sinneswahrnehmung und Kopf trainiert wird, wurde es nun spannend. Denn jetzt stand ein Weinquiz auf dem Programm. Es galt die Flüssigkeiten, darunter 3 Weine die auch verkostet werden konnten, in 6 schwarzen Gläsern zu erkennen. Bei 6 richtigen gab es ein Fläschle Wein zu gewinnen. Die Gewinner sind auf einem Foto zu erkennen.

 

Nach ca. 1,5 Stunden ging es weiter. Wir hätten es durchaus noch länger ausgehalten.

 

Flotten Schrittes wanderten wir nun vorbei an Weinbergen, Apfelplantagen, Süßkartoffelfeldern, immer mit Blick auf das stillgelegte GKN in Neckarwestheim zum Radweg.

 

Am Neckar entlang gab es eine weitere Überraschung. Kollegin Barbara hatte eine „Tankstelle“ eingerichtet. An einem schattigen Plätzle bot sie alkoholfreie Cocktails auf Verjusbasis und Mandelstangen an. Dieses Angebot wurde natürlich gerne angenommen.

 

Die restliche Strecke ging dann gemütlich am Neckar entlang.  Die wundervollen Blicke in die Weinberge und ins Neckartal und der Weg durch die Kirchheimer Altstadt sorgten weiterhin für eine schöne, entspannte Stimmung.

 

Im Biergarten der Abschluss -Trattoria wurden Leib und Seele gestärkt. Es wurde geratscht, gelacht und gegen später etwas müde aber glücklich der Heimweg angetreten.

 

Regine Jung

 

Fotos von Regine Jung und Rita Huber..                                

Bildbearbeitung: Rolf Omasreither

Endlich wieder Besenwirtschaft….

 

Nach der gefühlt, ewig langen, C-Pause war es endlich wieder so weit. 25 aktive Sparkassen Pensionäre trafen sich am 18.10.23 zum gemütlichen Beisammensein im Blockhaus Notz.

 

Ganz so einfach wie man sich das vorstellen mag war es natürlich nicht – es gab ein Vorprogramm.

 

Zuerst musste eine Fahrt auf dem Planwagen, alternativ ein Spaziergang durch die Weinberge absolviert werden.

 

Harald B., eingeborener Haslicher und Chef des örtlichen Schwäbischen Albvereins begleitete die Spaziergänger über den Weitblickweg durch die Weinberge und zurück nach Hohenhaslach zum Blockhaus Notz. Vor dem Start wurde mit einem Gläsle Sekt vorgeglüht. Harald hatte einen wunderschönen Weg ausgesucht. Er machte immer wieder Pausen in denen er charmant und kompetent interessante Informationen vermittelt und Fragen beantwortet hat.

 

Die Planwagenfahrer wurden von Klaus Weiberle in der Vinothek des von Familie Weiberle geführten Weingutes mit einem Secco empfangen. Dort wurde das Weingut vorgestellt und dessen Philosophie vermittelt.

 

Der sonnengelbe Planwagen stand bereit und konnte bestiegen werden. Die „wilde Fahrt“ in die Weinberge begann. Erster Halt war beim „Kelch der Hoffnung“, einer Station des bekannten Weitblickwegs. Fast zeitgleich trafen dort auch unsere Spaziergänger ein, die nun, zusammen mit den Planwagenfahrern, den ausführlichen Informationen von Herr Weiberle lauschen konnten. Dabei erklärte er natürlich auch den Weißwein den er beim Aussteigen aus dem Planwagen ins mitgebrachte Weinglas goss.

 

Ein kurzer Spaziergang zum „Kelch der Dankbarkeit und Freude“ folgte. Auch an dieser Station wurde wieder Wein ausgeschenkt. Den Erklärungen von Herrn Weiberle über diesen Wein und den Informationen zum Weitblickweg und dessen Stationen haben alle aufmerksam zugehört und den ein oder anderen auch nachdenklich gestimmt.

 

Der Planwagen brachte uns weiter durch die Weinberge zum Aussichtspunkt Weinblick. Dort war eine gemeinsame Pause mit den Spaziergängern geplant.

 

Eine schöne Überraschung für uns waren, die von Regine J. vorbereiteten, köstlichen „schwäbischen Tapas“, Laugenkonfekt und Luggeleskäs. Nicht zuletzt sorgten die guten Weine vom Weingut Weiberle und Weingut Ott für ausgelassene Stimmung und viele interessante Gespräche. Noch einmal zeigte Herr Weiberle, dass er sich sehr gut mit Reben, Böden und dem Mikroklima auskennt. Er erklärte uns warum er noch immer heimische Rebsorten anpflanzt.

 

Nach einiger Zeit mussten sowohl der Spaziergang als auch die Planwagenfahrt fortgesetzt werden. Wir wurden ja in der Besenwirtschaft erwartet.

 

Es gab noch einen kurzen Halt an dem Herr Weiberle die Aussicht (die wir bei dem diesigen Wetter nicht hatten) erklärte. Löwensteiner Berge, Ingersheimer Windrad, der Hohe Asperg wären zu sehen gewesen.

 

Herr Weiberle hat uns pünktlich beim Blockhaus Notz abgeliefert.

 

Im Blockhaus wurden wir von Helmut R. erwartet. Er ließ es sich nicht nehmen, alle Teilnehmer persönlich zu begrüßen. Auf der dortigen Speise- und Getränkekarte konnte jeder etwas Leckeres finden. Ruckzuck war alles in den Gläsern, auf den Tellern und bei den Gästen.

 

Alle Teilnehmer waren rundum zufrieden als der Abschied nahte.

Einmal ASP, immer ASP.

 

 

Werner Knoll, Regine Jung

Fotos von Regine Jung, Petra Benub und Rolf Omasreither.                                

Bildbearbeitung: Rolf Omasreither